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Die Faszination des Mondes
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Ausdruck vom 15.03.2024
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Das richtige Teleskop für die Mondbeobachtung

Ein Beitrag von Alexander Kerste und ergänzt durch Stefan van Ree 2020

Schon der Blick mit dem bloßem Auge übt eine Faszination auf uns aus. Ohne ein optisches Gerät sind bereits die Meere und größten Krater auf der Mondoberfläche wahrnehmbar.

Nimmt man dann beim abendlichen Blick auf den Mond ein kleinen Feldstecher oder Fernglas zur Hand, erkennt man bereits entsprechender Beleuchtung und dem schräg einfallenden Sonnenlicht Schattenwürfe und Lichtspiele auf der Mondoberfläche.

Schnell wird der Wunsch aufkommen, den Mond durch ein Fernrohr zu beobachten. Die Auswahl an verschiedenen Teleskopen ist unüberschaubar groß, schnell ist man hier als Einsteiger überfordert.
Für viele soll ein solches Gerät möglichst günstig sein und alles bieten. Lassen Sie sich bitte nicht von bunten Prospektbildern und bunten Bildern beeindrucken.

Damit Sie viel Freude haben, sollten Sie beim Kauf einige Dinge berücksichtigen, damit Ihrer Freude nichts mehr im Wege steht!

Dieser Beitrag gib Ihnen eine kleine Einblick in die Beobachtung des Mondes mit dem Teleskop.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Welche Vergrößerung kann ich beim Mond mit dem Teleskop nutzen?

  2. Ein Linsenteleskop für die Mondbeobachtung

  3. Welche Vor- und Nachteile hat ein Spiegelteleskop?

  4. Oft vernachlässigt: Das Stativ und die Montierung des Teleskopes

  5. Was brauche ich für weiteres Zubehör bei der Mondbeobachtung?

  6. Eine Tour über die Mondoberfläche

1. Welche Vergrößerung kann ich beim Mond mit dem Teleskop nutzen?

Im Prinzip können Sie den Mond mit jedem Teleskop beobachten. Allerdings gehört er zu den wenigen Objekten, bei denen sich höhere Vergrößerung wirklich lohnt, daher sind einige Geräte besser geeignet als andere.

Wichtig ist zu wissen, dass mit einem Teleskop nicht „unendlich“ hoch vergrößert werden kann. Neben der Begrenzung durch die Teleskop-Optik kommt die atmosphärische Luftunruhe (Seeing) und die Bedingungen vor Ort dazu. Sie sollten nicht sofort mit größtmöglichen Vergrößerung beginnen, sondern sich langsam durch Wechsel von Okularen der maximalen, möglichen Vergrößerung für den Beobachtungsmoment annähern.

Meine Erfahrung ist, das bei guten Bedingungen eine maximale Vergrößerung zwischen 150-fach bis 200-fach die richtige Wahl ist.

Die sinnvolle, maximale Vergrößerung eines Teleskopes lässt sich anhand der nachfolgenden Formel leicht ermitteln:

Maximale, sinvolle Vergrößerung = 2 * Öffnung des Teleskopes in mm

Berechnungsbeispiel:

Instrumentarium:

  • Öffnung des Teleskopes: 100mm

Berechnung: 2 * 100mm = 200mm

Bei den Ausgangsdaten ist eine sinnvolle, maximale Vergrößerung von 200-fach empfehlenswert

Ich persönlich fange oft mit einer Vergrößerung zwischen 40- und 60-fach an. Der Vorteil der geringen Vergrößerung schafft mir zuerstmal einen Überblick über die sichtbare Mondoberfläche und Strukturen am Terminator. Je höher ich vergrößere, desto kleiner wird mein Gesichtsfeld im Okular und damit der Teil der Mondoberfläche, den ich durch mein Okular sehen kann.

Danach erhöhe ich in mehreren Schritten durch Wechsel der Okulare die Vergrößerung. Hier gilt: Lieber in kleinen Schritten vergrößern und nicht zu viel auf einmal.

Lassen Sie sich Zeit bei der Beobachtung des Mondes. So manches Mal habe ich bei geringen Vergrößerungen Details entdeckt, die mir bei höheren Vergrößerungen entgangen werden.

Leider wird durch die Steigerung der Vergrößerung auch die atmosphärische Luftunruhe vergrößert. Die Luftunruhe macht sich im Teleskop durch ein „waberndes“ Bild bemerkbar und wirkt sich bei der Beobachtung von feinen Details störend aus. Diese sind dann durch diese Störung nicht wahrnehmbar.. Verlieren Sie hier nicht die Geduld! Immer wieder gibt es Momente von Luftruhen. Nutzen Sie diese kurzen Zeitspannen besonders intensiv für die Beobachtung!

Die Vergrößerungen am Teleskop werden durch den Wechsel von Okularen mit unterschiedlichen Brennweiten erreicht. Um die Vergrößerung der Kombination des Teleskopes mit dem Okular zu berechnen, wird folgende Formel angewendet:

Vergrößerung = Brennweite des Teleskopes in mm / Brennweite des Okular in mm

 Berechnungsbeispiel:

Instrumentarium und Zubehör

  • Brennweite des Teleskopes: 1.000 mm
  • Brennweite des Okular 1: 31mm
  • Brennweite des Okular 2: 20 mm
  • Brennweite des Okular 3: 10 mm#
  • Brennweite des Okular: 5 mm

Berechnung: 1.000 mm / 31 mm = 32-fach

Nach der vorherigen Berechnung ergeben sich damit für die aufgeführten Okulare und dem Teleskop folgende Vergrößerungen:

Brennweite Teleskop Brennweite Okular Vergrößerung
1.000 mm 31 mm 32-fach
1.000 mm 20 mm 50-fach
1.000 mm 10 mm 100-fach
1.000 mm 5 mm 200-fach

Durch den Einsatz einer sogenannten Barlow-Linse lässt sich die Vergrößerung verändern. Dabei handelt es sich um eine gute Methode, mit wenigen Okularen die doppelte Anzahl an Vergrößerungen zu erhalten.

Allerdings nimmt jede zusätzliche, optische Komponente Licht im Strahlengang weg und führt zum Verlust der Abbildungsleistung. Dabei wird der Kontrast und die Schärfe vermindern.
Aufgrund der Helligkeit des Mondes ist der Einsatz einer Barlowlinse nicht ganz so problematisch. Um allerdings die Abbildungsleistung nicht zu verschlechtern, sollte hier eine möglichst hochwertige Barlowlinse verwendet werden.

Für den Einstieg empfehle ich, eine ähnliche Tabbe für die Kombination Teleskop / Okular mit den Vergrößerungen anzulegen. Gerade in den Anfängen kann das sehr hilfreich sein!

Da der Beobachtungsort und eine gute Vorbereitung eine Rolle für eine erfolgreiche Mondbeobachtung spielt, emfehle ich Ihnen dazu den Beitrag „Mondbeobachtung - Worauf es ankommt“.

2. Ein Linsenteleskop für die Mondbeobachtung

Bei einem Linsenteleskop fällt das Licht des Mondes durch eine Sammellinse hindurch und wird in einem Brennpunkt vereint. Wichtig ist zu wissen, dass das Bild in einem Linsenfernrohr, auch Refraktor genannt, auf dem Kopf steht und seitenverkehrt ist. Das ist eine wichtige Tatsache, der man sich bewusst sein muss, wenn man das Teleskop in die richtige Richtung bewegen möchte!

Durch den Einsatz von Prismen und Spiegel lässt sich das Bild wieder „richtig“ darstellen und ermöglicht zusätzlich einen komfortablen Einblick.

Nachfolgend ist der Strahlengang im Linsenteleskop abgebildet:

Noch vor zwanzig Jahren war es einfach, da damals die Faustregel galt, dass Linsenteleskope für die Objekte des Sonnensystems besser geeignet sind und Spiegelteleskope für Deep-Sky-Objekte die erste Wahl sind. Mit der breiten Auswahl an Teleskopen, die heute verfügbar sind, lässt sich das leider nicht mehr so pauschalisieren.

Linsenteleskope haben prinzipiell den Vorteil, dass sie keinen Umlenkspiegel im Strahlengang haben und daher höheren Kontrast bieten als ein Spiegelteleskop mit vergleichbarer Öffnung. Allerdings sind mittlerweile auch kurzbauende achromatische Linsenteleskope mit recht großer Öffnung weit verbreitet, die bei höheren Vergrößerungen einen deutlichen Farbfehler zeigen. Bei Sternen macht er sich als blauer Farbsaum bemerkbar, der den Kontrast mindert da nicht alle Farben gleich fokussiert werden, können feine Details nicht aufgelöst werden.

Für die Mondbeobachtung sind daher klassische, langbrennweitige Linsenteleskope mit "langsamen" Öffnungsverhältnissen von f/10, f/15 oder noch langsamer sehr empfehlenswert - "schnellere" Geräte mit f/7 oder gar f/5 benötigen teure Optiken, um den Farbfehler auszugleichen.

Nur ED-Apochromaten oder echte Apochromaten können bei diesen Öffnungsverhältnissen farbreine Bilder liefern, günstigere Achromaten sind nur mit kleine, langsamen Öffnungsverhältnissen zu empfehlen leider werden diese langen Teleskope kaum noch gebaut.

Das Öffnungsverhältnis können Sie nach der folgenden Formel ermitteln:

Öffnungsverhältnis = Brennweite des Teleskopes in mm / Öffnung des Teleskopes in mm

Berechnungsbeispiel:

Instrumentarium:

  • Brennweite des Teleskopes: 1.000 mm
  • Öffnung des Teleskopes: 100 mm

Berechnung: 1.000 mm / 100 mm = f/10

Um die für die Mondbeobachtung interessante, hohe Vergrößerungen zu erreichen, sollten Sie ein möglichst langbrennweitiges Gerät benutzen. Dann haben Sie auch bei hohen Vergrößerungen noch ein angenehmes Einblickverhalten und benötigen keine extrem kurzbrennweitigen Okulare.

3. Welche Vor- und Nachteile hat ein Spiegelteleskop?

Spiegelteleskope haben durch den Fangspiegel im Strahlengang zwar einen etwas geringeren Kontrast als Linsenteleskope, können dies aber leicht ausgleichen, da sie für weniger Geld eine größere Öffnung bieten und damit auch kleinere Details auflösen können.

Problematisch bei der Mondbeobachtung sind allerdings kurzbrennweitige Geräte wie beim Refraktor auch benötigen Sie hier entweder sehr kurzbrennweitige Okulare, um hohe Vergrößerungen zu erreichen, oder eine hochwertige Barlowlinse, um die Brennweite zu verlängern. Statt einem "schnellen" Deep-Sky-Spezialist mit einem Öffnungsverhältnis von f/6 o.ä. sind "langsame" Planeten-Newtons ab f/8 besser geeignet.

Ich selber nutze ein Schmidt-Cassegrain Teleskop für die Mondbeobachtung mit einer Öffnung von 9 Zoll und 2.350mm Brennweite.

Es handelt sich dabei um ein recht kompaktes Spiegelteleskop das von Cassegrain (1625-1725) entwickelt wurde. Dabei wird ein kurzbrennweitiger, parabolischer Hauptspiegel durchbohrt. Das Licht wird dabei durch die zentrale Bohrung hinter den Spiegel gelenkt und dort fokussiert. Trotz der kurzen Tubuslänge entsteht ein Teleskop mit relativ hoher Brennweite. Der Zweitspiegel bewirkt eine Verlängerung der Brennweite des Hauptspiegels und muss konstruktiv bedingt einen relativ großen Durchmesser besitzen, der einen Wert von 35 - 40% des Hauptspiegels erreicht. Man bezeichnet dieses Verhältnis als Obstruktion, vom einfallenden Licht wird dabei ein zentraler Teil abgeschattet und nicht für die Beobachtung genutzt.

Strahlengang im Schmidt-Cassegrain Teleskop:

Diese Geräte sind neben dem guten Preis-Leistungsverhältnis besondes gut für die Mond- und Planetenbeobachtung geeignet. Allerdings verlieren diese Geräte durch den großen Fangspiegel eine Menge Licht und sind für „Tiefe“ Deep-Sky-Beobachtung nicht ganz so gut geeignet.

Prinzipiell können Sie mit jedem Gerät den Mond beobachten, wobei eine lange Brennweite den Beobachtungskomfort erhöht.

4. Oft vernachlässigt: Das Stativ und die Montierung des Teleskopes

Sehr hilfreich ist eine motorische Nachführung oder zumindest eine parallaktische Montierung, sodass Sie nur in einer Achse nachführen müssen. Anders als bei der Deep-Sky-Beobachtung werden Sie für Mond und Planeten meist hohe Vergrößerungenverwenden, da ist es sehr angenehm, wenn Sie sich mehr auf das Beobachten als auf das Nachführen konzentrieren können.

Hier sollte darauf geachtet werden, das die Tragkraft der Montierung und des Statives ausreichend sind.
Auch die Steifigkeit ist wichtig: Oder möchten Sie bei jedem Anstoßen des Statives den Mond ständig aus dem Fernrohr verlieren oder ein wackliges Bild haben?
Glauben Sie mir, das macht keinen Spaß!

Achten Sie deshalb beim Kauf darauf, dass das Stativ nicht zu sehr wackelt oder die Getriebeteile der Montierung ein großes Spiel besitzen. Ansonsten wird Ihnen „Die Lust“ der Mondbeobachtung schnell vergehen.

Ich emfehle Ihnen, eine Astronomie-Messe zu besuchen und sich an den einzelnen Ständen die Teleskope anzuschauen. Noch besser und hilfreicher ist es, sich Unterstützung bei Vereine und Sternwarten in Ihrer Nähe zu holen: Hier haben Sie die Möglichkeit, durch verschiedene Teleskope zu schauen und sich entsprechend fachkompetent beraten zu lassen.

Ich kann nur empfehlen, dass Sie sich bei der Wahl des richtigen Teleskopes Zeit lassen und nicht überstürzt im nächsten Elektronikgeschäft oder Discounter ein Teleskop kaufen, nur weil Ihnen die bunten Bilder „Das Blaue“ vom Himmel versprechen!

5. Was brauche ich für weiteres Zubehör bei der Mondbeobachtung?

Ein Hilfsmittel ist vor allem bei größeren Teleskopen noch sinnvoll: Ein Graufilter, oder besser noch ein variabler Polarisationsfilter. Mit steigender Vergrößerung wird der Mond zwar dunkler, kann aber immer noch unangenehm hell sein. Ein leichter Graufilter dämpft das Licht bei niedriger Vergrößerung auf ein angenehmes Maß ab, und mit einem Polfilter können Sie die Lichtdämpfung fein einstellen. Ein variabler Polfilter besteht aus zwei ineinander verschraubten und gegeneinander drehbaren Einzelfiltern. Besonders komfortabel ist das, wenn Sie den Polfilter teilen können und einen der beiden Filter in das Okular und den anderen in das Zenitprisma schrauben können dann können Sie durch Drehen am Okular die Helligkeit verändern. Achten Sie dabei aber darauf, dass der Filter von guter Qualität ist.

Sehr beeindruckend ist es auch, den Mond einmal mit einem Binokularansatz zu beobachten. Das helle Bild erscheint dann richtig dreidimensional. Ob sich diese Anschaffung für Sie lohnt, probieren Sie am besten selber aus - vielleicht haben Sie ja auf einem Teleskoptreffen oder auf einer Volkssternwarte in Ihrer Nähe die Möglichkeit, einmal durch einen Binokularansatz zu blicken.

6. Eine Tour über die Mondoberfläche

Um einen Eindruck der Mondoberfläche zu bekommen, finden Sie nachfolgend zwei Videos der NASA mit einer kleinen Tour.

Copyright: Nasa

Die Polregion des Mondes

Die sieben Instrumente an Bord des Lunar Reconnaissance Orbiter bieten abwechslungsreiche und einzigartige Bilder und Daten. Besonders wegen seiner polaren Umlaufbahn ist die Datenabdeckung an den Mondpolen sehr gut. Diese Video zeigt die Daten von drei LRO-Instrumenten auf den Mond aus der Südpolregion.

Copyright: Nasa